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 as Suchtproblem in Deutschland

Suchtmittelmissbrauch verursacht enorme Schäden, auf der einen Seite für die einzelnen Abhängigen in ihren sozialen Systemen, auf der anderen Seite für die Gesellschaft und die involvierten Sozialleistungsträger.

 

In Deutschland leben:

  • Rund 17 Millionen Raucher/-innen, das entspricht 26 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen rauchen.

  • 8,5 Millionen Menschen, die Alkohol riskant konsumieren - 1,3 Millionen Menschen sind alkoholabhängig. Das Einstiegsalter für regelmäßigen Alkoholkonsum ist seit 1970 von 15 auf 12 Jahre gesunken.

  • 3 Millionen Rauschgiftkonsumenten, davon konsumieren 2,4 Millionen Cannabis. Im Jahr 2012 verstarben 944 Menschen infolge ihres Rauschgiftkonsums, das ist der niedrigste Stand seit 1988. Das Durchschnittsalter der Drogentoten lag bei 37 Jahren. Die meisten Drogentodesfälle sind auf Vergiftungen in Folge der gleichzeitigen Einnahme verschiedener Substanzen zurückzuführen.

  • 1,4 bis 1,9 Millionen Medikamentenabhängige, davon sind zwei Drittel Frauen.

  • Rund 200.000 behandlungsbedürftige Glücksspieler/-innen und 300.000 Personen mit einem problematischen Spielverhalten.

 

Sucht betrifft die ganze Familie und das gesamte soziale Umfeld:

  • Rund 8 Millionen Angehörige sind von der Alkoholabhängigkeit eines Familienmitglieds betroffen.
  • 2 bis 3 Millionen Kinder leben in suchtbelasteten Familien. 30 bis 40 Prozent der Kinder alkoholabhängiger Eltern entwickeln selbst eine substanzbezogene Abhängigkeit, ein Drittel zeigt psychische Störungen wie Ängste, Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen.

  • Im Jahr 2011 standen bei Verkehrsunfällen rund 15.900 Beteiligte unter Alkoholeinfluss. Dabei kamen 400 Menschen ums Leben, das sind 10 Prozent aller getöteten Verkehrsteilnehmer/-innen. Fast 19.800 Menschen wurden bei Alkoholunfällen verletzt.

  • 2011 standen 32 Prozent aller Tatverdächtigen bei den aufgeklärten Gewaltdelikten unter Alkoholeinfluss.

  • Ungefähr 25 bis 30 Prozent aller Arbeitsunfälle sind alkoholbedingt. Im betrieblichen Bereich rechnet man mit 5 bis 10 Prozent alkoholabhängigen Beschäftigten.

  • Mindestens 5 Prozent aller Krankenhausbehandlungen sind auf den Konsum von Alkohol allein oder auf den gemeinsamen Konsum von Alkohol und Tabak zurückzuführen.

  • Jährlich gibt es rund 74.000 Todesfälle durch Alkoholkonsum allein oder durch den Konsum von Alkohol und Tabak. Das sind 21 Prozent aller Todesfälle in der Altersgruppe von 35 bis 64.

  • In Deutschland ist jährlich mit 110.000 bis 120.000 tabakbedingten Todesfällen zu rechnen. Die Zahl der Todesfälle durch Passivrauchen wird auf jährlich 3.300 geschätzt.

  • Jährlich werden etwa 4.000 alkoholgeschädigte Kinder geboren (Alkoholembryopathie).

  • Die volkswirtschaftlichen Kosten alkoholbezogener Krankheiten liegen pro Jahr bei über 26 Milliarden Euro.

  • Rund 10 Prozent aller durch Behinderungen, Verletzungen oder Krankheiten verlorenen oder beeinträchtigten Lebensjahre werden durch Alkoholkonsum verursacht. Damit ist der Alkoholkonsum nach dem Tabakrauchen und Bluthochdruck der bedeutendste gesundheitliche Risikofaktor.

  • Die volkswirtschaftlichen Kosten durch tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle belaufen sich auf über 21 Milliarden Euro.

Leistungen des Suchthilfesystem:

  • Es gibt 8.700 Selbsthilfegruppen im Suchtbereich, die jährlich von 120.000 Menschen besucht werden.

  • Es gibt rund 1.300 ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtkranke und ihre Angehörigen. 500.000 Personen nutzen dieses Angebot.

  • Für den qualifizierten Entzug von Suchtmitteln stehen 7.500 Plätze in 300 Einrichtungen zur Verfügung.

  • Es gibt rund 12.000 stationäre Plätze für die medizinische Rehabiliation von Alkohol- und Medikamentenabhängigen. Sie werden jährlich von über 70.000 Menschen genutzt.

  • Es gibt rund 4.000 Therapieplätze für Abhängige illegaler Drogen.

  • In den stationären Suchthilfeeinrichtungen sind drei Viertel der Patienten männlich. Die männlichen Alkoholpatienten sind im Schnitt 44 Jahre alt, der Altersdurchschnitt der Männer mit opiatbezogener Hauptdiagnose liegt bei 30 Jahren.

  • Bei Alkoholpatienten dauert die stationäre Behandlung im Schnitt 12,2 Wochen, bei Opiatpatienten 13,4 Wochen.

  • Bei planmäßiger Beendigung wurden im ambulanten Bereich 50 Prozent der Alkohol- und 25 Prozent der Opiatpatienten als erfolgreich eingestuft, im stationären Bereich waren es drei Viertel bzw. ein Drittel.

  • Es gibt 300 Angebote des Betreuten Wohnens mit ca. 7.500 Plätzen, 200 Wohnprojekte richten sich an chronisch mehrfachabhängige Menschen

Alle Zahlen stammen aus folgender Quelle:
"Jahrbuch Sucht 2013" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS).

 

 

Weitere Daten und Fakten zur wertvollen Arbeit, Struktur und Leistung  der Suchtselbsthilfegruppen in Hessen ....  interessiert


Milliardenschäden durch Alkoholmissbrauch

Ärzte Zeitung, 16.06.2003

Berliner Wissenschaftler haben versucht, Kosten für medizinische Behandlung und Arbeitsunfähigkeit zu berechnen.

BERLIN. Alkoholmissbrauch in Deutschland: Lassen sich die entstehenden Kosten überhaupt berechnen? Die Datenlage ist schwierig, Dennoch haben sich Dr. Kerstin Horch und Dr. Eckardt Bergmann in einer Studie, die als Dissertation am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin eingereicht worden ist, an das Problem herangewagt. Ihre These: Alkoholmissbrauch verursacht in Deutschland volkswirtschaftliche Schäden von jährlich mindestens 20 Milliarden Euro.

Von Hermann Müller

Um welche Kosten geht es, wenn ökonomische Folgen des Alkoholmissbrauchs analysiert werden? Es geht um Ausgaben für die medizinische Behandlung, Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und vorzeitige Mortalität. Das sind laut Horch/Bergmann 1,13 Prozent des jährlichen Bruttosozialprodukts (BSP) von 1791,79 Milliarden Euro (2001).

Mit dem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von elf Litern reinem Alkohol nimmt Deutschland im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Nach einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit sind etwa 1,6 Millionen Menschen behandlungsbedürftige Alkoholiker.

Hinzu komme eine remittierte Alkoholabhängigkeit von 3,2 Millionen Deutschen, so dass insgesamt 4,8 Millionen der 80 Millionen Einwohner einmal in ihrem Leben alkoholabhängig waren. "Die finanziellen Folgen alkoholbezogener Krankheiten für die Gesellschaft wurden in Deutschland bisher nicht analysiert", schreiben die beiden Wissenschaftler und verweisen auf Angaben in der Literatur, die zwischen fünf und 50 Milliarden Euro schwanken.

In ihrer Analyse haben Horch/Bergmann unter anderem Sterbetafeln, Todesursachenstatistiken, Krankendiagnosestatistiken (Statistisches Bundesamt), die Arbeitsunfähigkeitsstatistik (Bundesministerium für Gesundheit) und die Reha-Statistik (Verband der Deutschen Rentenversicherer) und die Versorgung von Alkoholkranken im niedergelassenen Bereich ausgewertet und durch eigene Berechnungen ergänzt. 

Von den durch einen übermäßigen Alkoholkonsum verursachten Folgeschäden entfallen 7,9 Milliarden Euro auf direkte Kosten: 1,9 Milliarden Euro auf die stationäre Versorgung von jährlich etwa einer halben Millionen Menschen (für Suchtentwöhnung und medizinische Betreuung), 1,6 Milliarden Euro auf die ambulante medizinische, psychosoziale Behandlung (einschließlich Medikamente) sowie Sachschäden unter Einfluss von Alkohol von 1,95 Milliarden Euro.


Der größere Teil der Folgeschäden von 12,7 Milliarden Euro geht auf indirekte Kosten zurück. Dazu gehören etwa eine vorzeitige Mortalität (sieben Milliarden Euro), Frühberentung (3,1 Milliarden Euro) und Arbeitsunfähigkeit (1,3 Milliarden Euro). Der volkswirtschaftliche Verlust durch vorzeitige Todesfälle in Höhe von sieben Milliarden Euro entspricht etwa den finanziellen Aufwendungen für die medizinische Betreuung und Behandlung. Hinter diesen Zahlen verbergen sich jährlich 42 000 Tote mit 900 000 verlorenen Lebensjahren und 285 000 verlorenen Erwerbstätigkeitsjahren. Die meisten Patienten befinden sich im mittleren Lebensabschnitt. 

In ihrer Studie stießen die Berliner Forscher auf einige wichtige Aspekte. Da Männer häufiger als Frauen zum riskanten Alkoholkonsum neigen und gleichzeitig höhere Durchschnittseinkommen erwirtschaften, verursachen sie einen Hauptteil der Folgekosten. Männer befinden sich durchschnittlich 14 Tage länger als Frauen in der Rehabilitation - vor allem zur Entwöhnung. Bei der Mortalität sind die Unterschiede besonders groß. Durch verlorene Lebens- und Erwerbstätigkeitsjahre verursachen Männer jährliche Folgekosten von 6,1 Milliarden Euro, Frauen dagegen 850 Millionen Euro.

Ein riskanter Alkoholgenuss findet vor allem im mittleren Lebensalter statt. Am meisten konsumieren die etwa 50-Jährigen, Raucher mehr als Nichtraucher und in höheren sozialen Schichten wird mehr Alkohol getrunken als in unteren. Als Folge der Alkoholsucht registrieren die Betriebe Fehlzeiten von jährlich 18,9 Millionen Tagen, das sind 3,8 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage. Im Osten ist die Zahl der Fehltage bei Frauen deutlich höher. Der Grund: eine höhere Erwerbstätigkeit.

FAZIT:
Die Ermittlung der Folgekosten des Alkoholmissbrauchs ist aufgrund der Datenlage schwierig. Während die Todesursachenstatistik ausreichend differenzierte Informationen enthalte, so Hoch/Bergmann, sei die Datenlage bei der Morbidität "wesentlich schlechter". So fehlten häufig Angaben zu Altersgruppen, Geschlecht und Region. Vor allem in der Unfallversicherung fehlten zuverlässige Daten. Bei den Folgeschäden von jährlich 20 Milliarden Euro müsse man daher von einer "unteren Schätzung" ausgehen, so die Wissenschaftler. (HML)

Copyright © 1997-2003 by Ärzte Zeitung


Suchtprobleme in Deutschland (Bild: Gesundheitskosten, Tabelle)

Weitere Berichte dazu:

Kosten alkoholassoziierter Krankheiten -  Schätzungen für Deutschland
(2002, 147 S., 1,4 MB-pdf) ISBN 3-89606-136-4

Kosten alkoholassoziierter Krankheiten, Robert Koch-Institut
Dr. Eckard Bergmann und Dr. Kerstin Horch (2002, 50 S, pdf)

Milliardenschäden....
 

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